Samstag, 17. November 2012

Kein Titel ist auch ein Titel

Wow, mittlerweile ist echt schon wieder einige Zeit vergangen, viel passiert, wir hatten Besuch und abgesehen davon, dass mein Blog auch wirklich mal wieder aktualisiert werden sollte, nutze ich jede Gelegenheit, mich vor meinem Rundbrief zu drücken.
Gestern Abend haben wir es sogar soweit getrieben, dass wir die Haferflocken aus unserem Müsli raussortiert haben, um damit Haferflockenbrei zu machen, denn wenn man die einzeln kauft, sind sie nämlich viel teurer!
Hat sich auch sehr gelohnt, wir hatten einen lustigen Abend, ein leckeres Frühstück und unser Rundbrief ist immer noch kein Stück länger.

Wenn er denn doch irgendwann fertig ist, sollte er viel zu meiner Arbeit enthalten, weshalb ich mich hier zunächst einmal hauptsächlich auf unsere Freizeit beschränke.
Ende Oktober kam meine Freundin Hannah aus Hamburg, die zur Zeit ebenfalls ein FSJ in Frankreich macht, mit ihrer Mitfreiwilligen Kristin für 9 Tage zu Besuch.
19:30 - Einladung zum Essen, 22:00 - Ankunft am Bahnhof, Auto dabei - flexibel, das alles sollte eigentlich kein Problem sein, wenn man nicht bedenkt, dass wir hier in Frankreich sind.
Letztendlich kamen wir total überfüllt nach einem leckeren Essen mit Vorspeise, Hauptspeise, Käse mit Brot, Wein, mehreren Nachspeisen, Obst, Kaffee und Tee um 23 Uhr am Bahnhof an, und das auch nur, weil wir angekündigt hatten, dass wir noch weg mussten. Ansonsten hätten wir das Essen auch locker noch über eine weitere Stunde ausbreiten können.

Abgesehen von dieser anfänglichen Verspätung hatten wir sehr schöne Tage. Wir haben viel unternommen, gelacht, gekocht und nicht zu vergessen, haufenweise Mitbewohnergeschichten ausgetauscht. An einem Abend waren wir beim CineMed, einem Filmfestival hier in der Stadt, und haben uns einen aus sieben Kurzfilmen bestehenden Film zum Thema Wasser angeguckt. Es waren abwechselnd dokumentarische und fiktionale Beiträge, die "Wasser" in allen möglichen Facetten behandelt haben - im weitesten Sinne wohl die Wassermelone - ,allerdings auch die gesellschaftlichen Konflikte zwischen Israel und Palästina, da der Film von verschiedenen Regisseuren aus beiden Ländern gedreht wurde
Entsprechend war er auf Hebräisch und Arabisch mit französischen Untertiteln, was jedoch kein großes Problem war. Mittlerweile klappt das Verstehen des Französischen zu meiner Freude schon fast ausnahmslos. Beim Sprechen verflucht man innerlich zwar immer noch die unnötigen Artikel (warum bitte ist denn die französische Sonne männlicher als die deutsche?!), das Subjonctif und die unregelmäßigen Verben, aber im Großen und Ganzen wird es immer besser und einfacher.
(Manchmal gibt es natürlich noch Missverständnisse und Peinlichkeiten, z.B. wenn man versucht, seiner Mitbewohnerin das Rezept eines Baiser-Himbeer-Nachtisches zu erklären und dabei vergisst, dass "baiser" ein umgangsprachliches Wort für "miteinander schlafen" ist!)

Ein Tagesausflug nach Sète, einer süßen, kleinen Hafenstadt hier in der Nähe, war auch im Programm. Nachdem ich in Montpellier jetzt schon das Meiste gesehen habe, durfte ich dort auch mal wieder Tourist spielen, mit einem Stadtplan und meiner Kamera in der Hand herumlaufen und die durch das diesige Wetter zwar etwas grauen, aber trotzdem sehr schönen Eindrücke festhalten.
Außerdem waren wir in Avignon, wo dann auch Grace dabei war, eine Freundin von uns, die ebenfalls mit der EKiR ihr FSJ in Grenoble macht und zeitgleich mit den anderen beiden 4 Tage hier war. Als wir auf dem Rückweg mit einem Ohrwurm von "Sur le pont d'Avignon" im Zug saßen, packten wir Wolle und Nadeln aus und fingen an zu stricken - uns hatte allesamt das Strickfieber gepackt! Daraufhin ernteten wir einige skeptische Blicke von unseren etwa Mitte zwanzigjährigen Sitzbarinnen, die wohl dachten, wir verständen kein Französisch: "Das ist ja schon ganz schön und so, aber wir sind doch hier im 21sten Jahrhundert!" " Was meinst du, wo man so was lernen kann? Kommen die vielleicht aus England?!"



Nachdem der ganze Besuch wieder weg war und es sich hier etwas leer und still angefühlt hat, kam letzte Woche noch meine Mutter für ein paar Tage zu Besuch.
(Ich kann mich nicht erinnern, mich schon jemals so über einen mitgebrachten Mixer PLUS PÜRIERSTAB und zehn Packungen unterschiedlichen Tees gefreut zu haben!)
Wir konnten ihr Montpellier von seiner schönsten Seite mit herrlichem Wetter, Vögelschwärmen im Sonnenuntergang und Temperaturen vorstellen, bei denen man sogar im T-shirt rausgehen konnte.
Zudem haben wir frisch gebackenes Baguette mit leckerem Käse gefrühstückt (den man sich normalerweise nicht leistet), waren in einem super süßen kleinen Restaurant essen und haben Wein getrunken - sehr französisch und sehr schön!

Sehr französisch ist auch der überaus ausgeprägte Stolz auf die französische Küche und das südfranzösische Wetter, welches sich die Franzosen doch manchmal etwas schönreden. Die Apothekenthermometer stehen ausschließlich in der Sonne und zeigen meist Temperaturen, die im Schatten unmöglich so hoch sein können und dass es auch mal regnet verdrängen sie meist, indem sie bei Regen halt einfach nicht rausgehen.
Als ich letztens Training hatte, der Trainer eine halbe Stunde vor Schluss abpfiff und ich etwas irritiert fragte, warum wir aufhörten, sagten alle ganz selbstverständlich: "Es regnet doch!"
Und sie seien ja nicht verrückt wie die Deutschen, im strömenden Regen und bei Schnee - "WAS?! Ihr trainiert sogar bei Schnee?!?!" - zu trainieren. Während ich mich dann also auf den Weg zu meinem Fahrrad machte, erntete ich wiederum halb bewundernde, halb ungläubige Blicke.
"Du fährst jetzt mit dem Fahrrad durch den Regen nach Hause, und du wohnst in der Innenstadt?!" Dazu muss man sagen, dass der Weg keine Viertelstunde dauert.
Ich fahre mittlerweile fast überall mit dem Fahrrad hin, was schnell und praktisch ist, auch wenn die Straßen meist nicht im besten Zustand sind und es quasi nur Einbahnstraßen gibt, wodurch ich dann oft gegen alle Autos anfahre. Da die Franzosen den Verkehrsregeln aber generell keine große Bedeutung zumessen, stört da auch ein einsamer, fahrradfahrender Falschfahrer nicht (man sieht kaum Leute, die Fahrrad fahren).

Kleiner Tipp am Rande:
Google Translator ist NICHT vertrauenswürdig! Ich habe probeweise versucht, einen Satz von einem französischen Zitronenkuchenrezept dort einzugeben und zu übersetzen. Heraus kam:
"Entfernen Sie die Lebensfreude, die 5 Sekunden verbrüht und dann stürzten wir uns in heißes Wasser" - da überlegt man sich doch zweimal, für wen man den Kuchen backt!
Eigentlich war gemeint, dass man die Schale abreiben, sie 5 Sekunden in kochendes Wasser tun und danach kalt abspülen sollte.

So weit, so gut, jetzt noch ein paar Bilder:


Schönes Wetter im Oktober


Hier haben wir Street Art mit den Kindern im Centre de Loisirs gemacht
  

Ebenfalls im Centre bei der Vorbereitung für ein Radioprojekt


Unser Mitbewohner lässt seine Lebensmittel gerne mal im Schrank liegen, bis sie komplett grün, nass und stinkend sind





Flyer für's Centre de Loisirs verteilen

 
Im Zug nach Sète mit Hannah


Sète
  


Hannah, Kristin und ich


Was in den Boulangerien von Sète so alles angeboten wird... :D

Das sollte man anscheinend eher nicht essen?!


Die öffentlichen Toiletten


Merkwürdige Werbung



Der wirklich riesige Friedhof von Sète


Hier gibt es sehr viel Street Art, was uns noch einmal besonders stark auffällt, nachdem wir das mit den Kindern gemacht haben





Beim Vorbereiten der Kürbis-Rote Beete-Suppe


In Gedenken an Jens ;)

Auch in Avignon viel Street Art




Grace und Marie

Avignon


Können sich wohl nicht entscheiden, in welche Richtung die Umleitung führen soll

Le Pont d'Avignon

Eine Chocolaterie mit kandierten Früchten

Bedienungsanleitung für die Ampel


Meine Mutter und ich





 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen