Samstag, 15. September 2012

Tausend Eindrücke - Ein Text . . .

Leicht ist es wirklich nicht, alles, was man hier erlebt, in Worte zu fassen.
Vielleicht zu erst zur Arbeit...

Unsere Arbeit hier besteht aus unterschiedlichen Bereichen, ein Teil davon ist die Animation für 6-10-jährige Kinder im Centre de Loisirs. Alle Grundschüler in Frankreich haben Mittwochs schulfrei, weshalb die Kirche eine ganztägige Betreuung anbietet.
Zusammen mit der Directrice Délie, Simon und Marie bereite ich Spiele, Ausflüge oder Projekte zu bestimmten Themenblöcken vor und spiele von morgen um acht bis abends um sechs Uhr Animatrice. Was ich besonders toll finde, ist, dass wir von Anfang an von den Kindern angenommen wurden und sie unsere in noch etwas bröckeligem französisch erklärten Spiele sofort verstanden und begeistert gespielt haben.




Ein weiterer Arbeitsbereich, den ich hervorheben möchte, ist das Babel Café, eine kleine Tafel in unserem Innenhof, die den Obdachlosen aus unserem Viertel jeden Sonntagmorgen ein umfangreiches Frühstück anbietet.
Hier ist nicht nur das Bedienen an der Theke ist ein großer Bestandteil, sondern genauso die Gespräche mit den Gästen. Es wird Wert darauf gelegt, dass sie sich auf gleichem Niveau mit uns unterhalten können, was ich auf der einen Seite für sie besonders wichtig finde, auf der anderen Seite aber auch für uns. Ich hoffe, dass es hilft, die Vorurteile, die man gegen Obdachlose hat - ob man will oder nicht - loszuwerden und auch mal von Lebensgeschichten zu hören, die ganz anders sind als die, mit denen man im Alltag größtenteils zu tun hat.
Viele sind Ausländer, die zwar schon seit einiger Zeit in Frankreich leben, aber teilweise nicht mehr als zwei Sätze Französisch sprechen. Da die älteren Damen, die mit uns dort arbeiten, kaum Englisch sprechen, kommt also hier auch unser Englisch zur Geltung - was man ja in Frankreich nicht unbedingt erwarten würde.
Als zu dem Algerier, der Französisch und dem Ukrainer, der Englisch sprach, dann jedoch noch ein Engländer hinzukam, der immer abwechselnd mit mir Deutsch und Englisch sprechen wollte, war ich dann doch am Ende meiner Multi-Tasking-Fähigkeiten, was dazu führte, dass ich mit jedem die falsche Sprache oder einfach einen kompletten Mischmasch gesprochen habe.

Trotz der manchmal etwas aufdringlichen Fragen

( "Du hast charming eyes! Hast du Facebook?"
"Ähh, nein...ich habe kein Facebook!"
"Wirklich nicht? Irgendwas anderes?"
"Nee, auch nicht, ich...ähh...komme auch ohne Internet klar!"

oder sogar

"Du bist eine hübsche junge Frau, wirklich! ...ich hab übrigens noch keine Frau für mein Leben gefunden...also, du bist wirklich hübsch!" )

sind die Obdachlosen im großen und ganzen sehr, sehr freundlich und höflich zu uns und die Arbeit im Babel Café ist spannend und bereichernd.

Freizeitlich gesehen ist Montpellier eine super Stadt!
Sei es ein Ausflug zum Strand, ein Abend an der "Fac" (Uni) mit lauter Theologiestudenten, eine Trainingseinheit beim Fußball oder ein Bière Pêche (ja, die Franzosen trinken Pfirsichbier!) in einer der vielen Bars im "Barathon" - Marathon der Bars, langweilig kann einem hier kaum werden.

An dieser Stelle noch eine lustige Anekdote:
Eines Abends saßen wir zu viert in einem Café am Place de la Comédie, DEM Platz in Montpellier, der auch nur 5 Minuten von unserer Wohnung entfernt ist, und unterhielten uns, als plötzlich drei junge Männer kamen, sich genau vor unserem Tisch plazierten und anfingen, Musik zu machen.
Nicht weiter unnormal, bis Marie meinte: "Den einen kenne ich, ich wette es mit dir! Er spielt in so einer deutschen Band mit! Jamaram heißt sie, glaube ich!"
Nachdem wir immer weiter spekulierten und einer der drei auch noch sagte, er sei Deutscher, wurden wir doch zu neugierig und fragten ihn, ob sie denn einen Bandnamen hätten.
Und tatsächlich, zwei der drei waren Mitglieder von Jamaram, waren gerade im Urlaub auf Durchreise in Montpellier und wollten ein bisschen Musik auf der Straße machen.
Sehr cooler Zufall!

Leider nur per Handy-Kamera


Wie schon gesagt, möchte ich hier gerne weiter Fußball spielen und habe mir schon zwei Vereine angeguckt. Der eine hatte sooo anstrengendes Training, dass ich hinterher nicht einmal veschwitzt war, der andere war jedoch ganz gut, auch wenn es sich um eine sehr spärlich besetzte Mannschaft handelt und sie nur zu siebt und auf kleinem Feld spielen. Frauenfußball ist hier leider noch deutlich weniger verbreitet als in Deutschland. Nächste Woche gucke ich mir noch eine dritte Mannschaft an und dann sehen wir weiter...
Mitten beim Probetraining der zuerst erwähnten Mannschaft wurden wir zusammengerufen, es wurde ein Foto gemacht, in das ich mit hineingezogen wurde und von dem ich erst danach erfuhr, dass es sich um ein Bild für die Midi Libre handelte. So war ich mir nix, dir nix, nach knapp zwei Wochen schon in der Tageszeitung von Montpellier!




Das muss zunächst einmal reichen, sonst komme ich heute gar nicht mehr an die frische, sonnige, 30°-warme Luft!
Hier noch ein paar Impressionen aus dem Leben in Montpellier.



Falafel mit Pommes drin - kooomisch!


"Guck mal, eine Sternschnuppe!" - Nagut, ok, es war ein Flugzeug ;)



Am Strand mit unserer (super coolen) Mitbewohnerin Alison

Was es nicht so alles gibt in Montpellier!



Biennnnggg à vous!
(Ich hoffe, ich komme nächstes Jahr nicht mit einem südfranzösischen Akzent wieder!!!)

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